Wal! Da bläst er!

Der Herbst ist da und mit ihm das Laub. Nun ist das Laub zwar ganz von selbst in diesem Garten gewachsen und gehört naturgemäß auch hierher, doch haben eigene empirische Studien gezeigt, dass der Garten an Schnuckeligkeit verliert, wenn man ihn länger sich selbst überlässt. Und auch der größte Teich ist irgendwann voll. Also weg mit dem Zeug!

In den letzten Jahren war dies immer eine recht mühsame Angelegenheit, die etwa 50 Kubikmeter Blattwerk nebst kleineren Ästen, Eicheln, Bucheckern und was da sonst noch so runterkommt mit der Harke bzw. dem Rechen zusammenzuscharren, in die obligatorischen grünen Gartensäcke (die übrigens grundsätzlich an den Griffen reißen – ist wohl ein Naturgesetz) zu stopfen und mit der Schubkarre auf den Komposthaufen zu wuchten. Bevor dieser Komposthaufen als höchste Erhebung Norddeutschlands Aufnahme in das allgemeine Kartenwerk findet, muss sich etwas ändern.

So wurde der beherzte Beschluss gefasst, erstens die Säcke abzutransportieren (dafür gibt’s ja jetzt Grünschnittannahmestellen – noch so ein Wort, das Übersetzern Schweißausbrüche bescheren kann) und zweitens einen Laubbläser anzuschaffen.

Nun sind diese Geräte ja ob ihrer akustischen Eigenschaften nicht gut gelitten, doch mit zünftigen Ohrenschützern aus der Weltraumforschung wird’s schon gehen. Dann hört man nämlich auch nicht, wie sich die Nachbarn über den Lärm beschweren und deutet deren Herumgefuchtel einfach als anerkennendes „Weiter so!“.

Es folgt die Gerätewahl. Angesichts der zahllosen Varianten eigentlich ein zäher Prozess, denn es gibt Bläser, Saugbläser, Saughäcksler, Handgeführte, Rückentragbare, Bläser auf Rädern, Selbstfahrende, Zweitakter, Viertakter, vermutlich auch Zwölftakter…
Doch war schnell klar, welcher Typ es sein musste:

  • Rückentragbar, damit man auch in die zugewucherten Ecken kommt
  • Ein Zweitakter wegen der kernigeren Akustik
  • und stark, sehr stark, also möglichst der stärkste seiner Art

Wenn er stark genug wäre, könnte man damit auch Gräben ausschachten oder im Weg stehende Autos beiseite blasen. Ein Bekannter schlug vor, gleich zwei davon auf den Rücken zu schnallen, damit man sie auch als Jetpack nutzen könne.
Wie cool wäre es, wenn man zu einer Demo ginge, den Bläser auf dem Rücken und dann wenn der Wasserwerfer einsetzt, Strahl gegen Strahl die Sache auszufechten.
Trügen drei Mann nebeneinander jeweils so ein Gerät auf dem Rücken, könnte man mit gekreuztem Strahl sogar den Marshmallowman bezwingen.

© Husqvarna
© Husqvarna

Gedacht, getan. Das stärkste Gerät seiner Klasse angeschafft, den Husqvarna 580 BTS.
Luftdurchsatz 1.740 Kubikmeter/h, Luftgeschwindigkeit an der Düse 332 km/h. Holla die Waldfee!

Einziger Wermutstropfen: In der Beschreibung stand zum Thema Spritverbrauch nur was von 440g/kWh. Leute, jetzt mal im Ernst! Da ist doch beabsichtigt, dass niemand die Bezugsgröße zuordnen kann. Gramm pro Kilometer brächte hier zwar auch nix, aber Gramm pro Stunde wäre als Angabe ganz nett gewesen.
Wen’s interessiert: Da gehen locker 2 Liter pro Stunde durch. Und zwar Gemisch… zu einem Kurs von 4 Euro den Liter (gibt’s bei Großabnahme wohl auch irgendwo für 3 Euro wie ich gelesen habe). Natürlich bei Vollgas! Aber wenn ich Halbgas bräuchte, hätte ich ja ein kleineres Gerät kaufen können.
Grobmotoriker aufgepasst! An die Führung des Luftstroms muss man sich erstmal gewöhnen, denn hält man den bei einem Laubhaufen mittendrauf oder nähert den Strahl von unten, fliegt das Laub nicht etwa nur nach hinten, sondern auch in alle seitlichen Richtungen. Über den Haufen hinwegblasen und dann absenken ist zielführender.

Muss man zwischendurch kurz ins Haus, um eine Schachtel Kippen zu holen oder dem Briefträger zu öffnen, empfiehlt es sich im Übrigen, das Gerät auszuschalten und abzunehmen, da es auch im Standgas mehr aushustet, als 10 zusammengeklebte Haartrockner (Föne oder Föns klingt nicht nur blöd, es ist ulkigerweise als Marke geschützt), was zur Folge hat, dass viele Gegenstände im Haus beim Vorbeigehen ihren angestammten Platz verlassen und später zurückgeräumt oder umständlich geklebt werden müssen.

Das Gerät ist ansonsten klasse, die zwei nicht mitgelieferten Zubehörteile sollte man aber auf alle Fälle dazukaufen: Den Zweihandgriff, denn mit einer Hand kann das Arbeiten für ungeübte Gelegenheitsbläser etwas anstrengend werden. Und die Flachdüse, denn die ermöglicht noch höhere Luftgeschwindigkeiten. Vielleicht kann man dann damit auch Stahl entrosten oder Fliesen schneiden.

icon03mh 09.11.2014

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