Rasenbändiger

Am letzten Samstag kam mir mal wieder ein recht verwegener Gedanke. Ich befand mich gerade auf meinem wöchentlichen Ausritt, um meine Ländereien zu begutachten. Will sagen auf dem Aufsitzrasenmäher. Nun ist so ein Gerät ja schon ein vortrefflich Ding – auf einen Mäher zum Schieben verzichtet man doch gern, wenn die abzuhobelnde Fläche in Hektar zu messen ist.

Doch hat auch der Rasentraktor seine Schattenseiten. Er ist akustisch nur schwach gedämmt, Servolenkung, Klimaanlage und Aschenbecher sind im Regelfall nicht vorhanden und zu allem Überfluss vernichtet er horrende Summen fossilen Brennstoffs. Nach eingehender Kontrolle der Verbrauchswerte ist mir inzwischen klar, warum derlei Maschinen anstelle eines Kilometerzählers nur einen Betriebsstundenzähler aufweisen. Bei einer sehr großzügig angenommenen Durchschnittsgeschwindigkeit von 5km/h (bei mehr leiden sowohl Schnittbild als auch Bandscheiben) kommt man nach acht Stunden Mähzeit auf rund 25 Liter Schwund und somit etwa auf die Verbrauchswerte eines Bugatti Veyron.
Ein Missverhältnis wie mir scheint.

Wie in vielen anderen Fällen müsste es doch auch hier einen Spielraum für Improvisationen geben, die radikal aber zweckmäßig sind.

Ein Weg wäre, den Traktor zu tunen. Hier stößt man jedoch schnell an Grenzen. Eine starke Verbreiterung des Mähwerks steigert den Verbrauch weiter und beeinträchtigt die Wendigkeit (vom Geräteschuppen ganz zu schweigen), Tieferlegung beherrscht der Traktor bereits serienmäßig, laut bleibt er aber in jedem Fall und an Klimatisierung ist mangels einer nennenswerten Kabine nicht zu denken.

Also anders herum: Ein Mähwerk unter den Veyron schnallen. Auch hier ergeben sich Probleme, spätestens beim Anschaffungspreis. Außerdem würde diese Maßnahme den Spritverbrauch nicht senken sondern lediglich veredeln. Ein Vorteil wäre gewiss die niedrige Sitzposition auf Gänseblümchenhöhe, doch könnte andererseits die geringe Bodenfreiheit zu peinlichen Situationen auf dem nächsten Wühlmaushügel führen.

Ich stelle mir also vor, ich beschaffe mir im nächsten Agrarmaschinenkaufmannsladen ein feines Mähwerk zur Frontmontage, Befestigung bevorzugt mit Klettverschluss und hänge das Utensil vor meine S-Klasse. Bei all den Keilriemen vor dem Achtzylinder ist sicher einer übrig, um die Messer in Schwung zu bringen. Wenn ich dann des Samstags mit dem Dickschiff durch den Garten cruise, ein Fenster heruntergelassen, die Kippe lässig im Fahrtwind, bandscheibengerecht in der klimatisierten Sitzgruppe lümmelnd und dazu stundenlang Barry Manilow in Festivallautstärke…
Mein Nachbar wird Augen machen, soviel ist sicher.

Nun ja, der Grünschnitt zwischen Sträuchern, Büschen und ähnlich mopsigem Gehölz wird nicht ganz einfach werden. Schließlich benötigt der Daimler schon 11 m² allein zum Auf-der-Stelle-herumstehen. Und auch wenn es ein Langstreckenfahrzeug ist – unterhalb von 20km/h ist der Spritverbrauch eher medioker.

Ich werde mir also ernsthaft Gedanken machen müssen, einen Smart umzurüsten und so das Beste zweier Welten zu vereinen. Vielleicht auch mit grobstolliger Geländebereifung aus alten Nato-Beständen (auf meinem Privatgrundstück ist TÜV kein Thema), dann könnte er auch im Winter Verwehungen verschieben oder am zugefrorenen Teich als Glühweinbude zweitverwendet werden.

Mal sehen…

icon03mh 12.07.2012

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