Schrottwichteln, Kleinkariertes

Diese Rubrik ist auch dazu gedacht ist, einfach nur mal kurz Druck abzulassen und den Ärger in die Tastatur zu hacken, damit man nicht stattdessen eigentlich Nichtiges innerlich garkocht und womöglich unschuldige soziale Kontakte (also echte – im realen Leben) anblafft, die einen im falschen Moment ansprechen.

Zur Sache:

Es gab mal wieder ein wenig Müll zu entsorgen, der nicht in diese niedlichen Abfallsäcke passt. Also einen Hänger mieten, den Krempel aufladen und ab zum „Wertstoffhof“. Ich erspare es uns an dieser Stelle, auf die Diskrepanz zwischen dieser Bezeichnung und dem tatsächlichen Umgang mit diversen „Wertstoffen“ vor Ort näher einzugehen.

Auf dem Hänger lagen an diesem Tag nur Holzplatten, eine große Leuchte aus Holz mit Birnchen und viel Kabelgelumpe sowie ein sehr großer, sehr alter und ebenso schwerer Warmwasserboiler.

Pflichtgemäß frage ich bei der Einfahrt auf den Gerümpelplatz den diensthabender Aufseher, in welche Container ich diese Dinge zu werfen habe. Holz da, die Lampe dort in den Sperrmüll und den Boiler da ganz hinten zum Schrott. Okay, denk ich, gerne doch.

Nun liegen die zur geordneten Entsorgung auf dem Pflaster aufgemalten Haltebuchten erstens so, dass man immer mit dem Heck oder Hänger zur Seite mit den Kleinkramcontainern steht und Großes daher immer möglichst weit zur anderen Seite zu tragen ist. Zweitens war es Samstagvormittag, also Rushour im Müllparadies und daher alle Buchten gerade belegt.

Halt ich also in der aufgemalten „Fahrspur“ auf der Höhe Sperrmüll und denke mir, solange ich eh auf einen freien Parkplatz warten muss, werfe ich doch schnell die Lampe hier ein. Doch da eilt sofort ein Entsorgungsblockwart herbei und weist mich zurecht. Das sei kein Abladeplatz, dafür seien die Parkplätze aufgezeichnet. Ich zeige lächelnd auf die noch immer komplett besetzten Plätze, zucke mit den Achseln, ignoriere dann das Männlein und werfe die Lampe in das Behältnis.

Dafür wird er ja wohl Verständnis gehabt haben, dacht ich und entsorge schnell auch die Holzplatten zielgerecht. Nun wird vor meinem Auto eine Parkbucht frei, doch ich denke nicht daran, den Boiler (ca. 60kg schwer) etwa 60m durch die Pampa zu tragen. Also fahre ich rüber zum Schrottcontainer, denn daneben ist eine riesige ungenutzte Pflasterfläche – allerdings symbolisiert eine davor auf dem Boden durchgezogene Linie ein bürokratisches Hindernis. Als ich aussteige um den Trumm abzuladen kommt auch schon Herr Wichtig und erklärt, dass ich eine durchgezogene Linie überfahren hätte und hier auf keinen Fall halten und etwas abladen dürfe. Meine eigentlich gute Laune ballt sich zur Faust.

Ich frage ihn, wie er sich vorstellt, dass so ein schweres Teil vom Parkplatz hierher zu tragen sei, doch er besteht darauf, dass ich sofort wegfahre und mich auf einen Parkplatz stelle. Ich weise darauf hin, dass die Plätze wieder alle belegt sind, ich hier angesichts der Kennzeichnung auf dem Boden ohnehin nicht zurück fahren dürfe und frage ihn, ob er, falls ich das täte, das Teil dann vom Parkplatz zum Schrott zu tragen gedenke. Der Lordkrempelbewahrer schaltet prompt auf stur, kündigt an, seinen Chef herbeizurufen und erklärt, ich hätte halt Träger mitbringen sollen.

Keinen Bock auf Diskussionen mit Korinthenkackern und kleine Männer soll man ja nicht hauen… also in zwei Sätzen kundgetan wie ich so darüber denke, rein ins Auto, runter vom Gelände, wieder neu eingefahren, in die Warteschlange eingereiht, auf den nächsten freiwerdenden Parkplatz drauf und gestärkt durch die innerlich kochende Wut den Boiler vom Hänger gerupft. Dann so lange gewartet, bis ein weiterer Parkplatz frei wird, damit man das Getüm überhaupt zwischen den ganzen Samstagshausundhofaufräumern hindurchgeschleppt kommt und ungeachtet der kaputten Bandscheiben das Teil in sein neues Heim gewuchtet. Heidewitzka, was hab ich auf der Rückfahrt gekocht. Wie gut doch dann so eine Filterlose tut…

 

Normalerweise denkt man bei solchen Erlebnissen „Das ist typisch deutsch, sowas gibt’s nur hier!“. Doch bin ich mir inzwischen sicher, dass ich bei einem ähnlichen Vorfall in den USA mit Sicherheit niedergetasert wenn nicht gar erschossen worden wäre. Wenn meine Hautfarbe etwas dunkler wäre bestimmt…

icon03mh 09.11.2014

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